Exkursionen zu den Firmen Harzguss Zorge und zur Radsatzfabrik Ilsenburg

Die Betreuung der Lehrveranstaltung "Maschinentechnisches Seminar" an der TU Clausthal obliegt, wie im zweijährigen Rhythmus üblich, in diesem Jahr dem Institut für Maschinelle Anlagentechnik und Betriebsfestigkeit. Es ist mittlerweile zur Tradition geworden, dass im Rahmen dieser Lehrveranstaltung eine Exkursion zu Industrieunternehmen stattfindet. In diesem Semester konnten hierfür gleich zwei Unternehmen gewonnen werden, die als mittelständische Unternehmen beide in der Holding Georgsmarienhütte beheimatet sind. Dieses sind die Eisengießerei Harzguss Zorge (HGZ) und die Radsatzfabrik Ilsenburg (Rafil)

Exkursion zu Harzguss Zorge am 28.05.2013

Am Morgen des 28.05.2013 verließen wir mit dem institutseigenen VW-Bus und einem weiteren Mietwagen das Institut in Richtung Zorge. Während Clausthal bei unserer Abfahrt noch in Nebel gehüllt war, lichtete sich dieser auf dem Weg nach Zorge und wir trafen dort nach einer knappen Dreiviertelstunde bei strahlendem Sonnenschein ein. Bei HGZ wurden wir von Frau Hansen, Herrn Seebürger und Herrn Hartung, dem Chef der Personalabteilung, begrüßt. Herr Hartung leitete den Besuch bei HGZ mit einer interessanten Präsentation über das Unternehmen und die Produktpalette ein. Es stellte sich heraus, dass HGZ für seine Kunden vor allem ein Ansprechpartner für komplexe Gussgeometrien und ebenso komplexe Werkstoffe in Kombination ist. HGZ wendet dabei vor allem das Gießverfahren mit verlorener Form an. An die Präsentation schloss sich ein Betriebsrundgang an, in dem sich der Ablauf des Gießens sehr gut nachvollziehen ließ. Der Rundgang startete im Modellbau, führte weiter zur Formanlage, an die sich die Gießerei anschließt. Weiter ging es zum sog. Heißwindkupolofen, in dem die Schmelze entsteht, durch die Kernmacherei und schließlich in die Putzerei, in der die Gussstücke, nachdem sie entformt wurden, vom Anguss und von Sandresten befreit und entgratet werden. Je nach Kundenwunsch folgt zum Schluss noch eine Lackierung der Gussstücke. Auch die gerade im Aufbau befindliche Formeinrichtung für das Loast-Foam-Verfahren konnte die Gruppe besichtigen. Wer schon einmal eine Gießerei besucht hat, dem fällt HGZ als besonders saubere Gießerei ins Auge, was wohl auch daran liegt, das dies erklärtes Ziel der Unternehmensleitung ist. Nach diesem sehr interessanten Rundgang, den Frau Hansen und Herr Seebürger lebhaft und mit der richtigen Menge an Fachwissen gestalteten, ohne die Gruppe zu überfordern, endete der Rundgang wieder im Konferenzraum. Dort wurden wir von HGZ dann noch zu einem reichhaltigen Imbiss eingeladen. Bei dieser Gelegenheit wies Herr Hartung noch einmal darauf hin, dass HGZ immer Interesse daran hat, interessierten Studenten die Möglichkeit zu Praktika einzuräumen und jede Anfrage nach Möglichkeit positiv beantwortet würde. Das IMAB und die gesamte Exkursionsgruppe bedanken sich an dieser Stelle bei HGZ und insbesondere bei Frau Hansen und den Herren Hartung und Seebürger für die Möglichkeit der Exkursion. Neben vielen anderen interessanten Eindrücken bleiben der Gruppe sicherlich die Bilder des "kochenden" Eisens noch lange in Erinnerung.

Exkursion zur Radsatzfabrik Ilsenburg am 26.06.2013

Gegen 8:00 Uhr fuhren wir mit zwei VW-Bussen am Institut ab und erreichten Ilsenburg nach einer knapp einstündigen Fahrt über den Harz. Das Industriegebiet, auf dem auch die Radsatzfabrik (Rafil) ansässig ist, sticht beim Blick auf Ilsenburg klar hervor, was bereits die Bedeutung des Unternehmens für die Stadt ausdrückt. Bei unserer Ankunft wurden wir vom Leiter der F+E-Abteilung Herrn Schwartze begrüßt. Er startete mit einer kurzen Einführung in die Geschichte der Radsatzfabrik, die am Standort Ilsenburg bereits vor dem 2. Weltkrieg begann. Herr Schwartze gab der Gruppe einen sehr hilfreichen Überblick über die verschiedenen Schritte bei der Herstellung eines Eisenbahn-Radsatzes und schlug dabei den Bogen von der Stahlherstellung über den Schmiedeprozess, die anschließende mechanische Bearbeitung zum Montageprozess. Ein Radsatz bezeichnet im Übrigen die Baugruppe aus Welle und Rädern. In einigen Fällen kommen auch noch andere Komponenten wie z.B. Bremsscheiben hinzu. Daran schloss Herr Schwartze mit einem weiteren Vortrag über die bei Rafil benutzen Prüfstände und Festigkeitsuntersuchungen an, was für uns Besucher vom IMAB natürlich von besonderem Interesse war. Nach den einführenden Erklärungen, die im "Hochhaus" von Rafil stattfanden, machten wir uns auf zum Rundgang durch die Fertigung und Instandsetzung. Bei Rafil werden die Schmiederohlinge der Wellen und Räder, die von anderen Unternehmen der Gruppe "Bahntechnik" in der Holding Georgsmarienhütte wie dem Bochumer Verein oder bei Brand-Erbisdorf hergestellt werden, mechanisch bearbeitet und montiert, sodass sie die Radsatzfabrik als fertige Radsätze verlassen. Für den Maschinenbauer der sich in aller Regel vor allem mit Dreh- und Fräsmaschinen in konventionellen Größenordnungen befasst, sind vor allem die großen Drehbänke für die Radsatzwellen und die Karusselldrehbänke, auf denen die Räder bearbeitet werden sehr beeindruckend. Die Spanabnahme von Spänen mit einer Breite im Bereich von cm ist schon außergewöhnlich. Neben der Montage neuer Radsätze überholt Rafil auch Radsätze, die bereits mehrere Jahre im Einsatz waren. In der Instandsetzung werden zunächst die Räder von den Radsätzen abgepresst und die Radsitze, auf denen deutliche Riefen vom Abpressen zu sehen sind, abgedreht, sodass später neue Räder montiert werden können. Auch die Räder können ggf. wiederverwendet werden, wozu das typische Profil des Rades wiederhergestellt wird. Es ist interessant, "wie die Radsätze vollkommen verrostet und verdreckt in der Instandsetzung ankommen und diese blitzeblank wieder verlassen". Nach der Besichtigung von Fertigung und Instandhaltung schloss der Rundgang mit einem Besuch im Prüflabor. In diesem betreibt Rafil zwei Resonanzprüfstände, mit denen Räder und Wellen im Maßstab 1:1 geprüft werden können. Bei diesen Größen sind Prüffrequenzen von bis zu 30 Hz durchaus beachtlich und machen das Prüfen dieser Bauteile erst möglich. Auch wenn die Fundamente dieser beiden Prüfstände weitestgehend vom Hallenboden entkoppelt sind, wird die Imposanz der Prüfmaschinen deutlich, wenn man daneben steht und die Schwingungen spürt. Die Exkursion schloss mit einem leckeren Imbiss im "Hochhaus", bei dem alle gerne und oft zugriffen und bei dem einzelne Fragen, die beim Rundgang aufgekommen waren noch einmal diskutiert wurden. Das IMAB bedankt sich recht herzlich bei Rafil, insbesondere bei Herrn Schwartze für die Möglichkeit der Exkursion. Eine der Besucherinnen hat es auf den Punkt gebracht: "Wenn man Herrn Schwartze über die Besonderheiten des Montageprozesses oder ein Detail einer Radsatzwelle reden hört und sieht, wie seine Augen dabei leuchten, dann merkt man, dass er in seinem Job voll aufgeht."